Ganzheitliche Psychotherapie

Körperorientierte Trauma-Therapie

Verletzter Teddy-Bär Körperorientierte Trauma-Therapie zur Behandlung von Trauma und psychologische Verletzlichkeit

Die körperorientierte Trauma-Psychotherapie stellt einen wirksamen Ansatz zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Entwicklungstrauma und anderer Traumasymptome dar.

Körperorientierte Psychotherapie für Schock- und Entwicklungstrauma

Wie in anderen körperorientierten Psychotherapieverfahren wird der Mensch als Ganzes betrachtet, d.h. psychische Traumasymptome werden auch als Ausdruck einer Fehlregulation des Nervensystems begriffen.

Der Aufbau von Körperbewusstsein und Körperwahrnehmung und die Wiederherstellung von Selbstregulation sind daher wichtige Beiträge zur Behandlung von Traumafolgestörungen. Die körperliche Normalisierung ermöglicht eine neue Bedeutungsgebung und posttraumatisches Wachstum.

„Trauma gehört zum Leben dazu. Die gute Nachricht ist, dass es keine lebenslange Strafe sein muss. Es gibt Wege, wie Menschen ihre Vergangenheit tiefgreifend heilen können. Es gibt mehr als nur Hoffnung – es gibt Werkzeuge!“

Dr. Peter Levine Trauma Researcher & Developer of Somatic Experiencing in Beyond Theory Podcast

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Wie geht körperorientierte Traumatherapie vor?

Körperorientierte Verfahren wie Bodynamic® und Somatic Experiencing® setzen bei körperlichen Empfindungen und Emotionen an, um Traumata zu verarbeiten. – Es ist nicht notwendig, in die Geschichte einzutauchen oder das vergangene Erlebnis nachzuerleben, man bleibt weitgehend im Hier und Jetzt.

Voraussetzung für die Traumabearbeitung ist relative Sicherheit. Daher wird sobald das Umfeld relativ sicher ist, mit Stabilisierung und Ressourcenaufbau begonnen. Zusätzlich werden Selbstregulationsfähigkeiten und wesentliche Ich-Funktionen aufgebaut. Danach kann mit der Traumabearbeitung begonnen werden.

Die körperliche Entladung der Trauma erfolgt anschließend durch die Anwendung körperorientierter Psychotherapieverfahren. Mit der Reorganisation des Nervensystems geht oft eine Erleichterung von Trauma-Symptomen einher.

Zusätzlich sind die Folgen der Traumatisierung kognitiv zu bearbeiten, um neue Bedeutungsgebung und schlüssigen Einbau der Erlebnisse in die eigene Biographie zu ermöglichen. Daher kommen zusätzlich zu den körperorientierten Verfahren kognitive Verfahren zur Anwendung, die eine Neubewertung des traumatischen Ereignisses ermöglichen.

Schließlich gilt es, das Trauma auch als Chance für Wachstum und Reifung der Persönlichkeit zu begreifen. Beim Posttraumatischen Wachstum geht es darum, die immensen Ressourcen, die Ihnen durch die schwierige Situation geholfen haben, in die Persönlichkeit zu integrieren.

Integrierte Traumatherapie mit Bodynamic und Somatic Experiencing

Schritt 1

Stabilisierung & sicheres Umfeld

  • Stabilisierung persönlicher Rollen (beruflich / familär)
  • Sicheres Umfeld schaffen: Sichere Orte und sichere Menschen
  • Sicherer Kontakt zum Therapeuten
Schritt 2

Aufbau von inneren Ressourcen

  • Emotionale Regulation stärken
  • Ich-Funktionen stärken (Zentrierung / Erdung / Grenzen)
Schritt 3

Körperliche Trauma-Entladung

  • Vorsichtige Trauma-Entladung (Somatic Experiencing)
  • Gespeicherte Trauma-Energie vorsichtig in Bewegung bringen
  • Emotionen verarbeiten
Schritt 4

Post-traumatisches Wachstum

  • Neuen Sinn und neue Interpretation finden
  • Trauma-Ressourcen bewusst machen und integrieren
  • Positive Integration in die Identität

Bodynamic® und Somatic Experiencing® – Bearbeitung von Schocktrauma

Schritt 1: Stabilisierung & sicheres Umfeld

Zunächst ist eine Stabilisierung im persönlichen Lebensumfeld zu gewährleisten:

  • Wir benötigen sichere Orte und sichere Personen – d.h. tatsächliche und soziale Zufluchtsorte, an denen Sicherheit gegeben ist.
  • Wir benötigen ausreichend Sicherheit vor den Tätern der früheren Traumatisierungen.
  • Wir benötigen eine Stabilisierung in unseren sozialen Rollen und im beruflichen und privaten Umfeld

Zusätzlich erfolgt Psychoedukation – D.h. Aufklärung darüber wie psychische Traumatisierungen entstehen, was die Folgen sind, wie die Bearbeitung erfolgen kann, welche konkret praktisch in der Therapie vorgegangen wird.

Der erste Schritt besteht darin, die reale Sicherheit zu erhöhen und Grundlagen für ein kognitives Verständnis zu legen.

Schritt 2: Aufbau von inneren Ressourcen mit Bodynamic®

Danach bzw. parallel dazu erfolgt ein schrittweiser Ressourcenaufbau

  • Lernen, den eigenen Körper wieder als sicheren Ort zu erleben (Arbeit mit dem Körper-Ich / Arbeit mit Körperempfindungen)
  • Lernen, mit Emotionen und hohen Energiezuständen umzugehen.
  • Elementare Ich-Funktionen wie Erdung und Zentrierung lernen
  • Lernen, eigene Grenzen zu setzen und den persönlichen Raum zu schützen.

Der zweite Schritt besteht darin, Sicherheit im Körper zu verbessern und zu lernen, effektiv mit veränderten Zuständen umzugehen.

Schritt 3: Trauma-Entladung mit Somatic Experiencing und Bodynamic

Das Ziel der Arbeit ist es, die in der traumatischen Situation, im Schock mobilisierte hohe Energie zu entladen.  Wesentliche Interventionstools sind Somatic Experiencing und Bodynamic:

  • Bodynamic®: Aufbau von Ressourcen und schonende Mobilisierung aus Zuständen der kompletten Aufgabe (Shutdown / Notabschaltung)
  • Somatic Experiencing®: Mit Pendulierung zwischen Ressource und Stresszustand und Titrierung der Traumaenergien wird eine besonders schonende Entladung hoher Energien (Schock-Energien) angestrebt.

Nach der Entladung können Körper und Nervensystem sich wieder selbst regulieren. Dies ermöglicht der Person aus den hohen Erregungszuständen des Sympathikus (die auch unterhalb der parasympathischen Notabschaltung liegen) zu Entspannung und gesunder Aktivität zurückzukehren.  Nach überstandener Gefahr wird die Entspannung des Körpers und Rückkehr zur sozialen Interaktion mit anderen Menschen möglich.  Das soziale Nervensystem wird wieder aktiv. Darüber hinaus können Sie aufhören, gegen sich selbst zu kämpfen und die Scham und Schuldgefühle wegen der Erfahrung hinter sich zu lassen.

Diese Entladung von hohen Trauma-Energien ist ein wesentlicher Schritt, die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) zu lindern. Diese umfassen oft u.a. Vermeidungsverhalten, Wiedererleben (Albträume, Intrusionen) und schnelle Reizbarkeit (Getriggert-werden) durch ähnliche Situationen.

Durch schonende Trauma-Entladung kann der Körper beginnen, in den normalen Rhythmus von Aktivität und Entspannung zurückzukehren. 

Schritt 4: Posttraumatisches Wachstum

Durch die Entladung von gespeicherten Schockenergiezuständen, wird eine kognitive und emotionale Bewältigung des traumatischen Ereignisses möglich. Dies ermöglicht neue Perspektiven auf die traumatische Situation. Die Entwicklung der Persönlichkeit wird durch die Integration des traumatischen Erlebnisses befördert.

Untersuchungen haben gezeigt, dass es für Menschen möglich ist, aus schwierigen Erfahrungen nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch positiver und erfüllter in ihrem Leben hervorzugehen. Eine Psychotherapie kann helfen, die Symptome einer PTSD zu lindern und eine positive Entwicklung Schritt für Schritt zu unterstützen.

„PTBS ist eine gesunde Reaktion auf eine ungesunde Situation. Dadurch erinnern Dich dein Körper und Dein Geist ständig daran, dass es an der Zeit ist, an deinem Trauma zu wachsen.“

Ditte Marcher Senior Trainerin Bodynamic, Mitbegründerin des Bodynamic Schock & Trauma Ansatzes

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Posttraumatisches Wachstum befördert die folgenden Aspekte der persönlichen Entwicklung:

  • Neuer Sinn und neue Überzeugungen
    • Neue Bedeutungen ermöglichen es, das eigene Erleben und Handeln/Nicht-Handeln anders zu bewerten. Sie können auch beginnen, einschränkende Entscheidungen, die aus dem Trauma resultieren, loszulassen und neue Überzeugungen über sich selbst und die Welt zu entwickeln.
  • Trauma-Ressourcen wahrnehmen und integrieren
    • In der traumatischen Situation übernehmen automatische oder instinktive Überlebensmechanismen, die ein Überleben in der Situation ermöglichen. Das Bewusstsein und die Akzeptanz dieser Ressourcen können zu einem neuen Sicherheitsgefühl beitragen.
  • Spirituelles Wachstum
    • Während der Trauma-Aufarbeitung und des persönlichen Wachstums können häufig positive Ressourcen erschlossen werden – einschließlich einer Verbindung zu einer höheren Macht.
  • Positive Integration in die Identität
    • Bei der Identitätsentwicklung geht es darum, aus der Opferidentität herauszutreten und sich selbst als aktiven Gestalter Ihres Lebens und Ihrer Beziehungen für Gegenwart und Zukunft zu sehen.

Es gibt keine Garantie für ein posttraumatisches Wachstum, insbesondere wenn sich bereits eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt hat. In diesem Fall steht zunächst die Linderung der Beschwerden im Vordergrund.

Mit posttraumatischem Wachstum wird es möglich, Schock-Erlebnisse in die Persönlichkeit und Lebensgeschichte zu integrieren und daran zu wachsen.

Körperorientierte Traumatherapie – FAQ – Fragen & Antworten

Die Dauer der Traumatherapie für Schock-Trauma kann sehr unterschiedlich sein:

  • Bei isolierten Schock-Trauma (z.B. Unfällen) von Personen deren sonstiges Leben und Umfeld relativ intakt ist, kann oft recht zügig mit der eigentlichen Traumabearbeitung begonnen werden.
  • Wenn Traumafolgen zusätzlich bereits das Leben insgesamt und das soziale Umfeld beeinträchtigt haben (z.B. Suchterkrankungen, Co-Abhängigkeit, Arbeitsunfähigkeit, Krankheiten, familiäre Konflikte, etc.) ist oft zunächst eine längere Phase der Stabilisierung und Resourcenaufbaus erforderlich, bevor die eigentlichen Traumata bearbeitet werden können.
  • Wenn Schocktrauma mit Entwicklungstrauma (z.B. Bindungstrauma, Beziehungsstrauma in der Kindheit) verwoben sind liegt eine Komplexe Traumatisierung / Komplexe Postraumatische Belastungstörungen (Komplexe PTBS) vor. Hier ist der ist der Aufbau von neuen Ressourcen und die Entwicklung zusätzliche Handlungsfreiheit oft ein längerfristiges Thema. Die Arbeit mit Schock- und Entwicklugnstrauma wechseln einander ab, bzw. bedingen einander.

Körperorientierte Traumatherapie arbeitet im wesentlichen über Gespräche. Berührung ist nicht erforderlich. Selektiv und in vorsichtiger Absprache mit dem Klienten kann Berührung eingesetzt werden. Dabei wird auf die besondere Situation des Klienten Rücksicht genommen.

  • Auch körperorientierte Traumatherapie arbeitet im wesentlichen über Gespräche. Es erfolgen keine Massagen oder sonstigen Manipulationen des Körpers. Bei den Therapie-Gesprächen nehmen Körperwahrnehmung und Körperbewusstsein des Klienten eine zentrale Rolle ein.
  • In Bezug auf Berührung ist gerade in der Traumatherapie ist besonders achtsames Vorgehen erforderlich, da viele traumatisierte Klienten unterschiedliche Arten von körperlichen Grenzverletzungen erlebt haben.
  • Berührung erfordert immer das Einverständnis der Klienten.
  • Berührung kann in körperlichen Übungen eingesetzt werden, um dem Klienten Unterstützung oder Widerstand zu geben. Dies erfolgt erst nach Absprache mit dem Klienten. Ziel dieser Übungen ist es die Körperwahrnehmung und das Körperbewusstsein zu stärken.
  • In der Körperpsychotherapie gelten zusätzlich besonderen Ethikrichtlinien um die persönlichen Grenzen des Klienten zu achten (z.B. die Ethikrichtlinien der Bodynamic-Vereinigung und der Somatic Experiencing (SE)® Deutschland e.V.).