Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung? (PTBS)?
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann sich entwickeln, nachdem man ein extremes Schockereignis erlebt oder miterlebt hat. Typischerweise denkt man an körperliche oder sexuelle Gewalt, Erlebnisse in Kriegsgebieten, Naturkatastrophen oder Unfälle als Ursachen einer PTBS. Eine PTBS kann sich aber auch nach belastenden Ereignissen wie dem plötzlichen Verlust eines geliebten Menschen oder einer schlimmen medizinischen Diagnose (z. B. Krebs) entwickeln, oder nachdem ein geliebter Mensch von einem Schock-Erlebnis betroffen war.
Jeder kann von solchen belastenden Ereignissen betroffen werden und eine PTBS entwickeln. Wir finden sie allerdings häufiger bei Menschen, die einer Reihe schwerwiegenderer Erfahrungen ausgesetzt waren – z.B. Veteranen, Ersthelfern bzw. Flüchtlingen. Schätzungen zufolge erleiden in Deutschland zwischen 1,5 und 2,3 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine PTBS.
Dieser Artikel beschreibt Ursachen, Symptome und Behandlung von PTBS mit körperorientierter Psychotherapie.
Schockerfahrung und PTBS
Nicht jede Erfahrung eines Schockereignisses führt zu einer PTBS: Tatsächlich entwickelt sich in vielen Fällen nach einer solchen Erfahrung keine PTBS. Was sind also die Faktoren, die zu einer PTBS führen?
Die Entstehung einer PTBS hängt von der Verarbeitung und Landung der Überlebensenergien/Überlebensinstinkte ab, die zur Bewältigung des Ereignisses mobilisiert werden:
- Wenn die körperlichen Überlebensenergien nach dem Schock-Ereignis nicht verwendet oder sicher abgeleitet werden, können sie im Körper stecken bleiben und zu einer PTBS führen.
- Wenn hingegen der Schock durch sichere soziale Kontakte, ein gutes Verständnis dessen, was passiert ist, und die Freisetzung der Überlebensenergien gelandet werden kann, kann die Person das Trauma möglicherweise integrieren und mit dem Leben weitermachen.
Informationen über die therapeutische Arbeit damit finden Sie unter Lösung von Posttraumatischen Belastungen durch Körperpsychotherapie.
Nicht jedes Schockereignis führt zu PTBS. Es kommt darauf an, wie die Person nach dem Erlebnis landen kann.
PTBS – Symptome and Differentialdiagnose
Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) können die Qualität Ihres täglichen Lebens und Ihre Fähigkeit, beruflich und in sozialen Beziehungen zu funktionieren, erheblich beeinträchtigen.
PTBS-Symptome können das Wiedererleben des Ereignisses durch aufdringliche Gedanken beinhalten, z.B. Erinnerungen an das traumatische Ereignis, Alpträume oder Flashbacks begleitet von einer starken emotionalen Reaktion. Betroffene können unter Stimmungsschwankungen oder emotionaler Taubheit leiden. Darüber hinaus können sie auch unter Übererregung leiden, d. h. sich reizbar und nervös fühlen und Schlaf- oder Konzentrationsschwierigkeiten haben. Als Reaktion darauf meiden viele Betroffene die Auslöser dieser Erinnerungen und ziehen sich daher oft sozial zurück. Diese Symptome können das tägliche Leben und die Beziehungen erheblich beeinträchtigen und Monate oder sogar Jahre nach dem traumatischen Ereignis anhalten.
Symptome der PTBS
Zu den spezifischen Symptomen von PTBS gehören (vergleiche die internationalen Diagnosekriterien für PDSD, gemäß ICD-10 und ICD-11):
- Wiedererleben des Ereignisses durch lebhafte aufdringliche Erinnerungen, Flashbacks oder wiederholte Albträume über das traumatische Ereignis
- Mehrere Sinnesmodalitäten möglich: Das Wiedererleben kann eine oder mehrere Sinnesmodalitäten (innere Bilder, innere Geräusche oder Gefühle) umfassen.
- Überwältigende Emotionen: Das Wiedererleben wird typischerweise von starken oder überwältigenden Emotionen (insbesondere Angst, Entsetzen und Panik) und starken körperlichen Empfindungen (z. B. Schwitzen, schneller Herzschlag usw.) begleitet.
- Auslöser: Wiedererleben kann durch Situationen und Umstände ausgelöst werden, die dem ursprünglichen Schockereignis ähnlich sind.
- Vermeidung von Auslösern und allgemeiner Rückzug
- Die Person kann versuchen, Situationen, Umstände oder Personen zu vermeiden, die an das Ereignis erinnern.
- Die Person kann sich sozial zurückziehen und für geliebte Menschen schwer erreichbar werden und leiden.
- Hypererregung, d. h. allgemeine Überaktivierung des Nervensystems.
- Einschlafstörungen oder Unfähigkeit, die Nacht durchzuschlafen.
- Reizbarkeit und Neigung zu Wutausbrüchen.
- Anhaltende Angst und erhöhte Wachsamkeit im Zusammenhang mit möglichen Auslösern.
- Starke Schreckreaktion auf Reize, die an die Schocksituation erinnern, wie unerwartete Geräusche, bestimmte Farben oder Gerüche
- Depressive Symptome
- Stimmungsschwankungen oder Gefühle der Hoffnungslosigkeit
- Ein anhaltendes Gefühl emotionaler Taubheit und Abstumpfung
- Eine Unfähigkeit, Freude in normalerweise angenehmen Situationen zu empfinden
- Ein Gefühl der Loslösung von anderen Menschen und Situationen, mangelnde Reaktion auf die Umgebung (z. B. „alles fühlt sich gedämpft oder wie hinter einer Glasscheibe an“)
- Selbstmordgedanken.
Differentialdiagnose – Akute Stressreaktion
Eine PTBS unterscheidet sich von einer akuten Stressreaktion:
- Die akute Stressreaktion ist Teil der Krise, die sich als direkte Reaktion auf das Ereignis entwickelt. Die akute Stressreaktion beginnt typischerweise innerhalb von 48 Stunden nach dem Ereignis zurückzugehen, und innerhalb eines Monats kommt es normalerweise zu einem deutlichen Rückgang der Symptome der akuten Stressreaktion.
- Im Gegensatz dazu entwickelt sich eine PTBS erst einige Wochen bis einige Monate nach dem Ereignis, normalerweise innerhalb von 6 Monaten nach dem Ereignis. Eine PTBS entwickelt sich nur, wenn das traumatische Ereignis nicht durch gute Unterstützung angemessen in die Zeit nach der Schockkrise integriert werden kann.
Differentialdiagnose – Komplexe PTBS
Komplexe PTBS (K-PTBS) ist ein relativ neuer Begriff. Er wurde in der ICD-11 offiziell eingeführt, die erst 2022 in Kraft trat. K-PTBS beschreibt eine Reihe von Symptomen, die komplexer und schwerer sind als die PTBS. Die K-PTBS wird in der Regel durch lang anhaltende und wiederholte traumatische Erlebnisse verursacht, z. B. durch Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit, häusliche Gewalt oder andauernde Gewalt- oder Unterdrückungserfahrung.
Eine Diagnose einer K-PTBS setzt voraus, dass die Kriterien einer PTBS erfüllt sind. Dazu kommen folgende schwere und anhaltende Symptome, die in wichtigen Lebensbereichen (persönlich, in der Familie, in der Schule oder am Arbeitsplatz) zu Schwierigkeiten führen:
- Probleme mit der Emotionsregulation
- Gefühle von Scham, Schuld oder Versagen im Zusammenhang mit dem Ereignis
- negative Überzeugungen über sich selbst (z. B. sich selbst als wertlos oder vernichtet sehen)
- Schwierigkeiten in Beziehungen
Komplementäre Therapieansätze zur Behandlung von PTBS
PTBS und K-PTBS können mit einer Kombination aus Psychotherapie und – falls erforderlich – Medikamenten behandelt werden. Dazu kommt typischerweise traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie zur Anwendung.
Neuere bzw. alternative psychotherapeutischen Ansätze beziehen oft den Körper mit ein, dazu zählen Ansätze wie Somatic Experiencing®, Bodynamic® und Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR®). Diese Verfahren können komplementär bzw. im Rahmen einer traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie zur Anwendung kommen.