Emotionale Freiheit durch psychologische Arbeit mit dem Körper

Körperorientierte Psychotherapie

Körperpsychotherapie. - Therapiegruppe - gegenseitige Unterstützung

Was ist Körperpsychotherapie?

Körperorientierte Psychotherapie umfasst Psychotherapiemethoden, die sowohl mit psychischen als auch körperlichen Dimensionen menschlichen Erlebens und Verhaltens arbeiten.

In der Körperpsychotherapie werden Körper und Psyche zusammen betrachtet – Emotionen entwickeln sich im Körper und wirken sich wiederum auf den Körper aus. Körperbewusstsein wird als Schlüssel zur Veränderung der emotionalen Erfahrungen angesehen. Dies ist besonders wichtig in der körperorientierten Traumatherapie.

Die Körperpsychotherapie nutzt eine Reihe von Techniken und Übungen, um emotionale Erfahrungen zu transformieren. Dazu gehören Körperwahrnehmung, Bewegung, Nachspüren von Emotionen und Empfindungen, unterstützende Berührung und Atemarbeit. Auf diese Weise können Sie emotionale Zustände, die im Körper gespeichert sind, verarbeiten.

Körperpsychotherapiemethoden kombinieren verhaltenstherapeutische, humanistische und tiefenpsychologische Ansätze und stehen damit in enger Verbindung mit anderen Therapieschulen.

Den Menschen als Ganzes ansprechen

Grundlage der therapeutischen Zusammenarbeit ist guter Kontakt und Vertrauen zwischen Therapeut und Klient. Die Haltung entspricht dem personenzentrierten Ansatz von Carl Rogers.

Im Rahmen von sicherem Kontakt rückt der Mensch als Ganzes in vier unterschiedlichen Dimensionen in den Vordergrund:

Kognitive Aspekte (Interpretation), körperliche Aspekte (Bewegung, Muskelgewahrsein), Körperbewusstsein (Spürbewusstsein, Achtsamkeit) und emotionale Aspekte (Emotion, Reaktion des Nervensystems) werden während einer Sitzung gemeinsam ins Bewusstsein geholt und damit einer Transformation zuständig.

4 Aspekte der Körperpsychotherapie
Körperpsychotherapie
4-Dimensionale Achtsamkeit im Kontakt

In der Körperpsychotherapie wird ganzheitlich auf den Menschen eingegangen.

Vorteile von Körperpsychotherapie

Die Körperpsychotherapie eignet sich besonders für psychosoziale und psychosomatische Phänomene, die der klassischen Gesprächstherapie weniger zugänglich sind. Daher kann Körperpsychotherapie kognitiv-behaviorale oder psychodynamische Ansätze ideal ergänzen und spielt eine wichtige Rolle in der Trauma-Behandlung.

Im Vergleich zu anderen Formen der Psychotherapie hat die Körperpsychotherapie einige besondere Stärken.

  1. Den Körper einbeziehen: Die Körperpsychotherapie erkennt die wichtige Rolle des Körpers für innere Prozesse an. Durch den Körper (Bewegung, Impulse, Empfindungen) können Emotionen, Gedanken und Erinnerungen gehalten und transformiert werden. Sie können ein tieferes Verständnis von Emotionen und Denkmustern erlangen, indem Sie sich bewusst werden, was im Körper passiert.
  2. Emotionale Selbstregulierung: Durch die Arbeit mit dem Körper können Sie lernen, Ihre Emotionen zu regulieren. Techniken wie Atemarbeit, Bewegung und Berührung tragen dazu bei, das Nervensystem zu regulieren und schwierige Emotionen zu überwinden.
  3. Lösung und Integration von Traumata: Körperpsychotherapie ist besonders effektiv bei der Bewältigung von Traumata: Reste von Traumaenergie sind oft im Körper gespeichert. Körperpsychotherapie kann helfen, diese traumatischen Erfahrungen zu lösen und zu verarbeiten. Diese körperlichen Traumata müssen im Körper verarbeitet werden, rein kognitive Ansätze reichen meist nicht aus.
  4. Ganzheitlicher Ansatz: Körperpsychotherapie verfolgt einen ganzheitlichen Heilungsansatz. Diese Therapieform erkennt an, dass Geist und Körper miteinander verbunden sind und dass sich emotionale Probleme in psychosomatischen Symptomen manifestieren können. Ebenso kann der Körper zu emotionalen Problemen beitragen (somatopsychische Symptome). Indem die Körperpsychotherapie den ganzen Menschen anspricht, kann sie dem Einzelnen zu mehr Ausgeglichenheit und Wohlbefinden verhelfen.
  5. Unterstützung körpertherapeutischer Ansätze: Psychologische Aspekte können körperliche Muster erzeugen und aufrechterhalten – dies kann in der Körperpsychotherapie erforscht werden. Dies ist eine Ergänzung zur Körperarbeit anderer therapeutischer Modalitäten. Im Unterschied zu Modalitäten wie Massage oder Osteopathie wird in der Körperspsychotherapie Berührung nicht eingesetzt, um den Körper direkt zu verändern.

Körperorientierte Psychotherapie-Verfahren eignen sich gut zur Ergänzung von verhaltenstherapeutischen und psychodynamischen Verfahren. Gerade in der Trauma-Therapie spielen körperorientierte Verfahren eine besondere Rolle.

Was passiert in einer Körperpsychotherapie-Sitzung?

Therapeutische Arbeit in der Körperpsychotherapie

Auch in einer Körperpsychotherapie-Sitzung wird das Thema durch Gespräche erforscht, wobei der Schwerpunkt weniger auf den Inhalten (Erinnerungen, Gedanken) sondern mehr auf körperlich-emotionalem Erleben liegt. Dabei werden Körper und Geist wechselseitig in Verbindung gebracht, um neues Erleben und Verhalten zu ermöglichen. Dazu nutzen körperorientierte Psychotherapieverfahren Körperwahrnehmung, Bewegung und Übungen als Möglichkeit, unbewusste psychische Prozesse sprichwörtlich in Bewegung und ins Bewusstsein zu bringen.

Die besonderen Verfahren der Körperpsychotherapie arbeiten gegenwartsorientiert und erfahrungsorientiert. D.h. das aktuelle emotionale Erleben wird ins Bewusstsein geholt – über das körperliche Erleben (Empfindungen und Bewegung spüren) werden Veränderung und emotionale Durchbrüche möglich.

Körperpsychotherapie konzentriert sich auf emotionale und körperliche Erfahrungen und Bewusstsein. Es finden weder sportliche Übungen noch „Körperarbeit“ statt. Muskelaufbau, Massagen oder Faszienarbeit sind fallen in andere therapeutische Modalitäten.

Körperpsychotherapeutische Übungen

Im Rahmen eines sicheren therapeutischen Arbeitsbündnisses unterstützt der Therapeut den Klienten mit Übungen, um das Bewusstsein des Klienten für emotionale und körperliche Erfahrungen zu entwickeln. Dies kann durch Folgendes unterstützt werden:

  • Körpergewahrsein – Reinspüren in den eigenen Körper
  • Bewegung und Bewegungsachtsamkeit – Einfache körperliche Übungen (kein Fitnesstraining)
  • Atmung – sich seines Atems bewusst sein und Atemmuster verändern
  • Übungen mit Kontakt – Blickkontakt / Aufmerksamkeit / Widerstand
  • Selbstberührung zum Selbstunterstützung
  • Hilfestellung und unterstützende Berührungen (traumasensibel)
  • Lenkung der Aufmerksamkeit

In der Körperpsychotherapie wird der Körper über Übungen in den psychotherapeutischen Prozess eingebunden. Insbesondere wird mit Emotionen, Spürbewusstsein und Bewegung gearbeitet.

Körperpsychotherapeutische Verfahren

Körperorientierte Psychotherapie-Verfahren unterscheiden sich im Vorgehen von klassischen Verfahren der Psychotherapie, wie z.B. der Kognitive Verhaltenstherapie und Psychodynamische Verfahren, bei denen psychologische Themen vor allem über Sprache und Bewusstsein angegangen werden.

Besonders in der körperorientierten Traumatherapie arbeiten wir – zusätzlich zur Arbeit mit dem Wachbewusstsein – viel mit dem Körper, dem Empfindungs- und Bewegungsbewusstsein.

Das menschliche Nervensystem und verschiedene Ansätze der Psychotherapie - Vergleich von Therapieansätzen
Schwerpunkte von Therapieverfahren & angesprochene Hirnareale

Die zusätzlichen Werkzeuge der Körperpsychotherapie befassen sich mit Gehirnbereichen und Komponenten des Nervensystems, die die Verbindung zwischen dem Körper und dem Großhirn darstellen. Dadurch eröffnen sich zusätzliche Veränderungspotenziale, die allein durch Sprache nur schwer zu erreichen sind. Das bedeutet, dass durch die Arbeit mit dem Körper neue Erkenntnisse möglich werden.

Die Verfahren der Körperpsychotherapie eröffnen durch die Arbeit mit Hirnstamm (Instinkte) und autonomem Nervensystem zusätzliche Veränderungspotentiale.

Körperpsychotherapie – Zugang zu Gehirn und Nervensystem

Unser psychisches Erleben wird nicht nur durch unser Großhirn (kognitive Verarbeitung) geprägt. Insbesondere bei Beziehungsthemen und der Verarbeitung von traumatischem Stress spielen unser limbisches System (Emotionen), unser Hirnstamm (Überlebensinstinkte) sowie unser autonomes Nervensystem eine große Rolle. Diese älteren Gehirn- und Nervensystembestandteile sind allerdings der bewussten Veränderungsarbeit über kognitive Prozesse und Sprache oft nur schwer zugänglich. Die Arbeit mit dem Körper umgeht daher kognitive Rigidität und ermöglicht generative Veränderung.

Die Körperpsychotherapie konzentriert sich daher auf die Arbeit mit dem Körper und den zwischenmenschlichen Kontakt, wobei speziell die älteren Gehirnstrukturen angesprochen werden: Durch die Arbeit mit dem somatischen Nervensystem und den sensorischen und motorischen Zentren des Großhirns wird es möglich, das limbische System, den Hirnstamm und das autonome Nervensystem zu erreichen. Dies ermöglicht Veränderungen im bewussten Erleben und legt den Grundstein für weitere Veränderungen in „höheren Funktionen“ wie Gedanken, Überzeugungen und Verhalten.

Die Arbeit mit dem Körper im persönlichen Kontakt kann ältere Gehirnstrukturen ansprechen und auf diese Weise Veränderungen in höheren kognitiven Funktionen ermöglichen.

Therapeutische Arbeit: Entladen, Aufwecken und Fähigkeiten aufbauen

In der körperorientierten Psychotherapie wird das autonome Nervensystem schonend nachreguliert. Durch die die Aktivierung des Sozialen Nervensystems (guter Kontakt in der Therapie) wird es möglich, sanft Bereiche des Körpers aufzuwecken, die sich im Notabschaltungsmodus befinden. Zudem können Flucht- bzw. Kampfreaktionen vorsichtig entladen werden.

Zusätzlich wird es durch die Einbezug des Somatischen Nervensystems möglich, konkrete Handlungskompetenzen aufzubauen. Dies geschieht, indem Körperbewusstsein geschaffen wird und Bewegungen im Kontakt eingeübt werden. Mit der Aktivierung der Muskulatur wird gleichzeitig die psychologische Funktionalität erweitert. Dafür spielen Übungen eine wichtige Rolle.

Die gleichzeitige Aktivierung von sozialem und somatischem Nervensystem ermöglicht das schonende Nachverarbeiten von emotionalen Belastungen und den schrittweisen Aufbau zusätzlicher Handlungskompetenz. Damit wird die nachhaltige Lösung von psychischen und sozialen Problemlagen möglich.

Komplementäre Ansätze: Bodynamic® und Somatic Experiencing®

Schwerpunkte unterschiedlicher Verfahren der Körperpsychotherapie

Detaillierter Vergleich von Bodynamic und Somatic Experiencing mit Kognitiver Verhaltenstherapie

Die verschiedenen Verfahren haben unterschiedliche Prioritäten:

  • Bodynamic hat einen besonderen Schwerpunkt auf die Aktivierung von Muskeln durch Bewegung und Arbeit mit dem muskulären Spürbewusstsein. Über die die Arbeit mit dem Körper werden Ressourcen (Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten) aktiviert. Dies ermöglicht besonders die Arbeit mit Entwicklungstrauma.
  • Somatic Experiencing hat einen besonderen Schwerpunkt auf der Arbeit mit Empfindungen und die das Tracking von Aktivierungszuständen durch den Körper. Der Fokus liegt auf der schonenden Lösung von Schocktrauma.

Somatic Experiencing und Bodynamic ergänzen sich sehr gut und decken gemeinsam eine große Bandbreite körperpsychotherapeutischer Interventionsmöglichkeiten ab. Dies beinhaltet die Arbeit mit Schock- und Entwicklungstrauma.

Vergleich Bodynamic und Somatic Experiencing

Bodynamic

Emotionales Lernen durch die Arbeit mit Bewegung, Empfindung und Emotionen

Schwerpunkte der Arbeit im Gehirn / Nervensystem:

  • Somatisches Nervensystem (Muskeln und Bewegung)
  • Sensorisches Zentrum (im Parietallappen, nahe des Frontallappens)
  • Motorisches Zentrum (im Frontallappen)
  • Cerebellum (Kleinhirn)
Kompetenzaufbau / Schaffung neuer realer Handlungsoptionen

Somatic Experiencing

Trauma-Lösung durch Arbeit mit Körperempfindungen und Emotionen

Schwerpunkte der Arbeit im Gehirn / Nervensystem:

  • Autonomes Nervensystem (Sympathikus & Parasympathikus)
  • Sensorisches Zentrum (im Parietallappen, nahe des Frontallappens)
  • Amygdala (Verarbeitung von Emotionen)
  • Hirnstamm
Entladung von (traumatischer) Energie / biologischer Abschluss von Überlebensreaktionen